Depeche Mode Party
Köln, Live Music Hall 15.10.99
Sonic Seducer Ausgabe Dez/Jan 2000
Offiziell deklariert war die Party als Depeche Mode Fan Meeting, aber dieses Detail war fuer die ungefähr 850 Gaeste, die sich an diesem Abend in der Live Music Hall eingefunden hatten, sicher nicht von Belang.
Mir fiel beim Betreten der schlichten Halle gleich der Sound auf, der weder scheppernd noch dumpf wie in anderen Industiehallen, sondern klar und differenziert aus den Boxen kam. Fuer DM15.00, die am Eingang zu bezahlen waren, bekamen die ersten 150 Gaeste ein kleines Geschenk in Form eines Promo-Tape von Blink 182 oder Beck, vorausgesetzt, sie waren weiblich.
Ferner wurden insgesamt 50 Freikarten fuer die ebenfalls in Koeln stattfindenden Dark Side Of The Moon Disco-Veranstaltungen verlost. Das sind sicher nette Bonbons, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass jemand deshalb kam, denn gegen 23.15 Uhr war die Halle nur maeszig gefuehllt.
DJ Elvis legte sehr schoen gemischte CDs ein, besonders ueberrascht hat mich Pink Floyd mit "Another Brick In The Wall". Waehrenddessen fuellte sich die Music Hall jedoch sehr schnell und als um 23.45 die erste Depeche Mode Welle losging, war die Location zwar nicht Bersten voll, aber doch sehr gut gefuellt.
Zum Bersten voll war dagegen die Tanzflaeche, denn die Gaeste bekamen das, weswegen sie gekommen waren, Depeche Mode !!! 75 Minuten am Stueck gab es einen exquisiten Querschnitt durch fast zwei Jahrzehnte Depeche Mode Geschichte, reichlich gespickt mit Livetracks. Aber es waren nicht so sehr Jubel, der aus den Boxen kam, der die Veranstalltung zu einer bewegenden Party machte, vielmehr war es das euphorische Publikum. Man muss sich auch bewuszt machen, was es heiszt, dass es in der ganzen Republik Depeche Mode Parties gibt. Viele Hundert Menschen kommen zusammen, weil sie die gleiche Musik hoeren wollen. Den epochalen Stellenwert, den Depeche Mode in Deutschland genieszt, konnte man ausschnittweise hier in Koeln erfahren. Ganz gleich ob Frischfuehrerscheinbesitzer oder Student mit zweistelligen Semesterzahlen, nirgends sonst habe ich je so viele mitsingende Taenzerinnen und Taenzer gesehen wie hier.
Das kam der Live-Atmosphaere schon sehr nahe.
Das hohe Stimmungslevel wurde auch dann gehalten, wenn mal nicht Depeche Mode zu hoeren war. Hits von Alphaville, Mesh, De/Vision, aber auch haerteres Material von beispielsweise WUMPSCUT sorgten fuer gefuellten Dancefloor und froehliche Gesichter. Wenn mit dem auf den Flyern angekuendigten Gothic gitarrenbetonte Tracks gemeint waren, dann blieben diese zugunsten von Synthie-,80ies und Electro aus. Schwer zu sagen, ob eine unablaessige DM Beschallung der Stimmung Abbruch getan haette, DJ Elvis machte seine Arbeit sehr gut und wurde gleichsamm von der Begeisterung des Publikums hinfortgetragen. Bei gewoehnlichen Disco-Veranstaltungen sieht man aber zugegebenermassen nie viele in die Hoehe gestreckte Armen und musiksynchron klatschende Haende.
Mit fortschreitender Stunde leerte sich die Live Music Hall nicht sonderlich. So dass selbst um 3.45 Uhr noch viele an der verabreichten Depeche Mode Beschallung teilhatten und dreissig Minuten ueber das geplante Ende hinaus noch ausgelassen feierten, bis um 4.30 Uhr eine von der Stimmung und von der Musikauswahl her ueberwaeltigende Veranstaltung zu Ende ging.
Thomas Abresche "Sonic Seducer"
05.12.1999 Aktualisiert von E.F.R
Ultra Company & EBM Club